Ja, echt – ihr lest richtig. Ich habe nach einer halben Ewigkeit wieder eine Kausur geschrieben. Eine Online-Klausur.
Aber von Anfang:
Also dieser Sprint hat mir so viel gebracht, nicht zuletzt auch der total interessante Austausch mit Mitstudenten, die sich gerade am gleichen Modul versuchten.
Dadurch bin ich vor zwei Tagen auch noch auf Stepik aufmerksam geworden. Ein Übungskatalog, zusammengestellt vom Modul-Tutor Leo, der, weil das Programm nicht mehr offiziell über die IUBH läuft, das privat weiter betreut. So viel schnelle(!) Reaktionen auf Fragen und so viel Übungsmaterial habe ich glaube ich noch nie gehabt.
Den Ablauf mit dem neuen Proctor-Anbieter für die Onlineklausur kannte ich ja noch gar nicht. Glücklicherweise hat mir eine nette Mitstudentin was darüber erzählt und mir einige Screenshots geschickt. Ich hatte nämlich total Sorge, dass ich aus Versehen plötzlich in die Onlineklausur gerate, ohne das zu wollen. Alptraum 🙂
Ich habe also auf der Proctor-Plattform mein Profil vervollständigt und über den Link „Probeklausur mit Proctor“ auch noch eine TB2 Probeklausur generiert. Denn ich habe mir eine neue externe Kamera besorgt. Da wollte ich unbedingt prüfen, ob das technisch alles funktioniert.
Die Probeklausur
4. Advent … Sonntag, alles so gemütlich und ich unter Hochspannung.
Als ich also alles vorbereitet hatte, hab ich die Probeklausur für die nächste halbe Stunde gebucht. Als es losging, wollte das System, dass ich Gotomeeting installiere. Die Proctorin war sehr nett und glücklicherweise hat sie verständlich gesprochen. Sehr überrascht hat mich, dass diese ganzen Vorbereitungen mehr als 20 Minuten gebraucht haben. Den Termin hatte ich um 12:30 gebucht, um 12:15 Uhr hab ich auf den Link „Exam starten“ geklickt. Und dann hat dieser ganze Verifizierungs-Prozess doch glatt bis 12:38 Uhr gedauert! Dann wurde die Probeklausur freigeschaltet. Technisch hat alles super funktioniert und ich hab mich dann eine halbe Stunde hingesetzt und was über den zentralen Grenzwertsatz und andere Dinge geschrieben. Einfach so um zu gucken, was mir alles sinnvolles einfällt. Dann habe ich die Klausur beendet und war eigentlich schon bedient für den Tag 🙂
Ach ja – bei der Probeklausur sind keine 2 Seiten Schmierpapier erlaubt. Ich muss die also weglegen :-D.
Bin danach eine halbe Stunde spazieren gegangen und bin dann nochmal die Gruppenaufgaben aus dem Sprint durchgegangen. Nach einem letzten Check, welche der vielen Formeln ich schon wieder vergessen habe, buchte ich schließlich die Klausur für die nächste volle Stunde um 16 Uhr.
Wer pünktlich schreiben will, muss also 15 Minuten vorher den Prozess beginnen. 15:45 Uhr, dann mal los.
Meine Statistikklausur
Mein Schreibtisch ist perfekt aufgeräumt (Foto links) und meine ganzen Utensilien auf den Packtisch hinter mir abgelegt ( Foto rechts). Meine Kids wissen, dass sie nicht zu mir rein dürfen und hab sie nochmal gebeten, ihre Kämpfe nicht vor meiner Bürotüre abzuhalten. Nach dem Klick auf „Exam starten“ schlägt mir mein Herz bis zum Hals. Aber sonst passiert erstmal nix. Ich hüpfe im Büro herum, um Stress abzubauen.
Nach 2 Minuten tut sich doch noch was. Ich soll Zoom herunterladen. Na super! Ich habe doch den ganzen Prozess mit GotoMeeting geprobt. Zoom hab ich schon, soll ich das jetzt nochmal runterladen? Ich klicke also trotzdem auf herunterladen und installieren. Danach passiert nix. Na toll. Nach einer Weile mache ich das gleiche nochmal. Aber es passiert wieder nix. Oh man also was soll ich denn jetzt tun? Wie bekomme ich Zoom zum Laufen? Nach dem dritten Versuch erscheint ein Link, mit dem ich eine Verbindung aufbauen kann. Tatsächlich – ich höre eine weiblich klingende Stimme. Daher bin ich recht überrascht, als ich ein eindeutig männliches Gesicht sehe.
Der Proctor geht alles mit mir durch. Den Teil wo ich alles mit „ok“ für „habe ich verstanden“ bestätigen soll, verstehe ich nur zur Hälfte. Aber ist mir in dem Moment egal. Der wird die selben Regeln erzählen wie die Frau in der Probeklausur.
Schmierpapier habe ich wie angegeben 2 Seiten = 1 Blatt. Der Proctor fragt, wieso ich nur ein Blatt habe. Ich erkläre, dass 2 Seiten nicht zwei Blätter sind. Der Proctor meint ich darf zwei Blätter haben. Ich nehme mir also noch ein Blatt dazu. Nun habe ich 4 Seiten Schmierpapier. Hoffentlich gibt das keinen Ärger hinterher 😉 . Schließlich gibt er das Passwort zur Freischaltung der Klausur ein. Es ist ziemlich genau 16 Uhr.
Aber das Passwort ist falsch. Er entschuldigt sich vielmals und versucht es gefühlt noch weitere 10 mal, bis es beim 11. mal dann endlich klappt. Puh. Es ist 16:07 Uhr.
Die Klausur
Ich gehe die MCs durch von oben bis unten. Bis auf eine habe ich keine Probleme. Aber nach der 3. MC habe ich plötzlich Hunger. Na toll. Ich habe doch gefrühstückt. Naja, es ist nach 16 Uhr. Da ist es wohl kein Wunder, dass ich Hunger habe. Nur kann ich das jetzt gar nicht gebrauchen. Hätte ich doch vorhin beim Durchmarsch durch die Küche ein paar mehr Trauben gegessen…. Ich versuche das Gefühl im Magen durch 3 Schluck Wasser zu eliminieren. Klappt nicht so ganz, aber ich reisse mich zusammen und konzentriere mich. Die Angst, dass die nächste Aufgabe eine sein wird, die mich wie ein Ochs vorm Berg stehen lässt, sitzt mir beständig im Nacken. Immerhin bekomme ich keine Panik. Das liegt aber nur daran, dass ich zu jeder Aufgabe was weiß. Als ich bei einer Teilaufgabe der vielen 6 Punkte-Aufgaben unsicher bin, lasse ich sie weg und scrolle mal nach unten. Ich will wissen wie die 10 Punkte Frage aussieht. Und ich bekomme große Augen beim Überfliegen. Die kenne ich. Das ist eine aus der Musterklausur. Eine die nicht ging, weil sie einen Fehler hat und die Lösung hatte ebenso Fehler. Ich denke, das kann ja wohl nicht sein!
Ok, ich scrolle wieder hoch. Es sind noch zwei oder drei 6-Punkte und eine 8-Punkte Aufgabe offen, die muss ich jetzt zuerst machen. Mein Schmierpapier benutze ich und ich bin froh darum. Denn das gibt mir etwas Sicherheit und ein vertrautes Gefühl. Ich visualisiere, male eine nette Normalverteilung und schreibe die wenigen Rechnungen, die es gibt mal hin.
Schließlich lese ich die letzte Aufgabe Nr. 21 mit den 10 Punkten einmal langsam durch. Aha – die Aufgabe wurde korrigiert! Ich bin wirklich froh, dass ich mich gerade mit dieser hübschen Musterklausuraufgabe etwas intensiver beschäftigt habe. Und so kann ich sie lösen.
Tatsächlich kam eigentlich, bis auf vielleicht 2 oder 3 Aufgaben keine dran, wo gerechnet werden musste. Und diese Rechnungen waren dann auch eher bescheiden. Was nicht heißt, dass ich mich nicht vielleicht doch verrechnet habe. Denn im Verrechnen bin ich wirklich gut! Daher tippe ich jede noch so primitive Rechnung in den Online-Taschenrechner ein und hoffe, dass der Proctor das nicht mitbekommt.
5 Minuten vor dem Ende der Klausur bin ich fertig. Auch mit der Teilaufgabe, wo ich nicht weiß, ob meine Antwort richtig ist. Da habe ich wirklich bis jetzt keine Ahnung. Ich gehe die MC nochmal durch. Für die offenen Fragen ist dazu keine Zeit mehr. Ich bin jetzt auch ziemlich platt. Offenbar habe ich die letzten 90 Minuten vergessen zu atmen.
Die Klausur gibt sich selber ab und der Proctor quatscht mich voll. Ich verstehe irgendwie nichts und ich habe Probleme sein geschwafel nicht einfach nur als rauschen wahrzunehmen. Eine Frage wiederholt er dreimal und ich kapiere nicht was er von mir will. Ich antworte irgendwas, weil ich kann ihn doch nicht unendlichmal bitten, die Frage zu wiederholen. Er ist dann zufrieden, aber ich glaube es war nicht die Antwort auf seine Frage. Dann kommt die nächste Frage. Bei der dritten Wiederholung macht es klick. Da war irgendwas mit Scratch dabei. Mein Schmierzettel. Aha. Vielleicht will er ihn sehen. Ich halte ihn in die Kamera. Er wiederholt nochmal die Aufforderung, ihn zu zerreissen. Jetzt hab ich es geschnallt. Datenvernichtung im 21. Jahrhundert. Wahnsinn. Wie effektiv.
Ich habe nun einen kleinen Haufen an größeren Papierschnipsel in der Hand. Wie affig ist das denn? Kann ich doch wieder zusammenkleben wenn ich will. Aber der Proctor ist zufrieden und ich darf die Verbindung beenden.
GESCHAFFT! Gefühlt rutsche ich unter meinen Schreibtisch vor Erleichterung. Ich bin mit 100% Sicherheit nicht durchgeflogen.
Ich schwebe aus meinem Büro in die Küche. Wo sind die Trauben?
Beim Kauen überlege ich, ob ich die Aufgaben ausführlich genug beantwortet habe. Die Sorge überkommt mich, ob ich auch wirklich die Fragen beantwortet habe. Aber da ich sowieso nichts mehr ändern kann, schwebe ich weiter ins Wohnzimmer und beginne Chats mit meinen Leidensgenossinnen.
Fazit
Ich sollte nicht mehr vergessen eine Stunde vor einer Klausur eine Kleinigkeit zu essen. Ansonsten – die Klausur war machbar und ich habe einige Fragen wiedererkannt, die aus den Musterklausuren stammen. Der Schwierigkeitsgrad war, gemessen an den Aufgaben im Sprint oder auch dem Repetitorium deutlich einfacher. Wer die Repetitoriumsaufgaben rechnen kann und versteht warum dies oder jenes gemacht wird, der kann die Klausur gut schaffen.
Generell ist meine Vorgehensweise immer: Lass Dir von drei verschiedenen Leuten die gleiche Problematik erklären. Das geht prächtig mit youtube. Meist habe ich die Thematik dann kapiert und ich verstehe auch das Skript.
Nun bin ich natürlich gespannt, was ich alles für Böcke geschossen habe. Wir werden sehen.
Jetzt muss ich mich an Qualitätssicherung und dieses Computer-Training machen. Ausserdem liebäugle ich mit dem Gedanken, den IOBP1-Sprint im Januar mitzumachen, als Wiederholung. Hab alles davon vergessen. Weiß aber nicht, ob das geht.